„Fü(h)reinander gegen Ausgrenzung und Gewalt“
Jahrgangsstufe 9 der GMS Burbach-Neunkirchen erkundet das Konzentrationslager Buchenwald
Donnerstag, 02.05.2024: 20 Schülerinnen und Schüler der GMS erwarten ihre 160 Mitschülerinnen und Mitschüler auf dem großen Parkplatz der Gedenkstätte Buchenwald, um sie im Anschluss durch das ehemalige Konzentrationslager zu führen. In 3er- bzw. 4er-Gruppen informieren die Jugendlichen ihre Klassenkameraden über die Geschichte des Lagers und die unzähligen Schicksale der Häftlinge, größtenteils ohne Unterstützung ihrer Lehrerinnen und Lehrer. Die Mitschülerinnen und Mitschüler hören gespannt zu und wundern sich über das große Wissen ihrer Klassenkameradinnen und Klassenkameraden, die sie über das riesige Lagergelände führen. Es stellt sich mehrfach die Frage: „Woher wissen die das alles?“ Um diese Frage zu beantworten muss man ein paar Tage zurückgehen.
Montag, 29.04.2024: Um 06:45 Uhr treffen nach und nach 20 müde Jugendliche und ihre drei Lehrkräfte am Siegener Bahnhof ein. Die Schülerinnen und Schüler der GMS, jeweils 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Standort Burbach und vom Standort Neunkirchen werden sich in Kürze auf den Weg nach Weimar machen, um dort die nächsten vier Tage zu verbringen. Ziel ihrer Reise ist die Jugendbegegnungsstätte Buchenwald, eine Jugendherberge direkt auf dem Gelände des angrenzenden ehemaligen Arbeitslagers. Übernachten werden die Jugendlichen in der umgebauten SS-Kaserne, die in unmittelbarer Nähe des Ortes liegt, wo mindestens 56.000 Menschen zwischen 1937 und 1945 unter unmenschlichen Bedingungen zu Tode kamen bzw. gezielt ermordet wurden. Die Reisegruppe nimmt an dieser Exkursion freiwillig teil, um sich in den folgenden Tagen darauf vorzubereiten, ihre Mitschülerinnen und Mitschüler durch das ehemalige KZ zu führen.
In Buchenwald angekommen werden sie direkt vom Gedenkstättenpädagogen Ronald Hirte in Empfang genommen, der die Schülergruppe in den nächsten Tagen intensiv begleiten wird. Nach dem ersten gemeinsamen Rundgang über das Gelände, der bei den Schülerinnen und Schülern Bestürzung, Wut, Trauer und vor allem ganz viele Fragen aufwirft, wird die Schülergruppe in den folgenden Tagen immer aufgeweckter, interessierter und motivierter. Sogar in der Freizeit werden das Gelände und die vielen Orte des Schreckens aufgesucht und erkundet. Ohne es zu merken, lernen die Jugendlichen immer mehr über das Lager, die NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg.
Natürlich wird auch die Goethe- und Schillerstadt Weimar besucht, um sich darüber zu informieren, inwieweit die Stadt und ihre Bevölkerung in die Geschehnisse auf dem Ettersberg involviert waren. Hier bleibt aber auch noch Zeit für einen Besuch in der Eisdiele, der von einer großzügigen Spende des LEVIA-Vereins bezahlt werden konnte. Der letzte Abend und die letzten Stunden vor der Ankunft der kompletten Jahrgangsstufe 9 werden genutzt, um sich intensiv auf die Lagerführung vorzubereiten. Die Führungen klappen reibungslos und die frisch „ausgebildeten Gedenkstättenexpertinnen und –experten“ zeigen nicht nur ihr neuerworbenes Fachwissen, sondern schaffen es auch, Gefühle und Emotionen bei vielen Mitschülerinnen und Mitschülern hervorzurufen.
Bevor es zurück ins Siegerland geht, wird zum Abschluss das „Mahnmal Buchenwald“ besucht. Der weithin sichtbare Glockenturm und das angrenzende Gelände ist die Grabstätte von Tausenden von KZ-Häftlingen und heute das größte Denkmal in Erinnerung an ein nationalsozialistisches Konzentrationslager in Europa.
Abschließend ist festzuhalten, dass dieses erstmalig durchgeführte und fruchtbare geschichtspädagogische Format ab sofort fest in das Fahrtenkonzept der Gemeinschaftlichen Sekundarschule Burbach-Neunkirchen integriert werden soll, damit auch in Zukunft die Opfer der Nazi-Zeit nicht in Vergessenheit geraten werden.